Zecken beim Hund: was kann ich tun?

Kaum wird es etwas wärmer, sind auch schon die Zecken wieder da. Was sind Zecken eigentlich? Sie sind eine Überfamilie, die in die Gruppe der Milben gehört und zur Klasse der Spinnentiere gezählt wird. Bei den meisten Zeckenarten handelt es sich um Ektoparasiten, welche nicht in das Innere vom Wirt eindringen. Zecken nutzen neben Menschen auch Katzen, Reptilien, Fledermäuse, Nagetiere, Vögel und selbstverständlich auch gerne Hunde als Wirte.

Viele der Zeckenarten sind bedeutende Krankheitsüberträger. Es gibt um die 650 Zeckenarten weltweit. Davon gibt es in Deutschland eine Überart der Zecken wie die Schildzecken. Und an Unterarten den gemeinen Holzbock, die braune Hundezecke und die Auwaldzecke.

Wo leben Zecken eigentlich?

Der Lebensraum von Zecken ist auf Lichtungen und Wiesen, an Waldrändern, am Wegesrand oder Flussufer. Dabei kommen Zecken nicht nur in ländlichen Gebieten vor, sondern ebenso in Parkanlagen von Städten, auf Rastplätzen oder an den Uferzonen von Badeseen. Bei jedem Spaziergang durch Wald und Flur besteht also die Gefahr, dass eine Zecke auf den Hund gelangt.

Welche Krankheiten drohen dem Hund durch Zecken?

Krankheit 1: Borreliose

Die Lyme Borreliose wird von Zecken übertragen und gehört in Europa zu den am weitesten verbreiteten Vektorenerkrankungen, ebenso auch in Amerika und Asien. Bei Hunden handelt es sich um den Erreger Borrelia burgdorferi. Er kann von allen bekannten Zeckenarten übertragen werden.

Beißt eine infizierte Zecke, werden die Borrelien direkt aktiviert, die Übertragung erfolgt 24 Stunden nach dem Biss. Laut Experten hat etwa jede dritte Zecke den Borreliose-Erreger in sich. Das Infektionsrisiko wird verhindert, wenn die Zecke vor Ablauf der 24 Stunden entfernt wird. Es gilt eine Inkubationszeit von mehreren Wochen bis Monaten.

Die Diagnose ist nicht ganz einfach zu stellen, da die klinischen Symptome sehr unspezifisch sind. Als Symptome können bei der Borreliose Fieberschübe, Lymphknotenschwellung, neurologische Symptome, allgemeine Lethargie, Nierenerkrankungen, wechselnde Lahmheit, tiefe Entzündungen der Augen oder auch vereinzelt Herzprobleme auftreten.

Gegen Borreliose kann geimpft werden, wobei die Impfung nur bedingt empfohlen wird. Sie bietet keinen Schutz gegen alle Stämme, besonders gilt das auch für die in Deutschland vorkommenden. Der Hund darf zudem nicht geimpft werden, wenn er schon Kontakt mit Borrelien hatte, was oft unbemerkt passiert. Lebensbedrohliche Nierenentzündungen könnten die Folge dessen sein.

Krankheit 2: Babesiose, auch Hundemalaria oder Piroplasmose

Babesia canis sind in Erythrozyten lebende Protozoen. Wird die Infektionskrankheit hervorgerufen, werden die roten Blutkörperchen zerstört, was zu einer Blutarmut führt. Ursprünglich bestand die Gefahr der Babesiose in tropischen und subtropischen Gebieten, wie dem Mittelmeerraum. Aber mittlerweile besteht die Gefahr auch in Deutschland, den Niederlanden, Polen und der Schweiz. Wird die Erkrankung mit einer Inkubationszeit von neun Tagen bis zu drei Wochen nicht behandelt, führt sie schnell zum Tod.

Beim akuten Verlauf sind Schwäche, Mattigkeit, Fieber bis 42°C, blasse bis gelbliche Schleimhäute, rot- bis grünbrauner Harn sowie Nierenversagen typische Symptome. Ist der Verlauf chronisch, sind wechselndes Fieber und eine verminderte Körperkondition Hauptsymptome. Dazu können Verdauungs- und Kreislaufstörungen, Störungen des zentralen Nervensystems, Aszites, respiratorische Symptome oder asymmetrische periphere Ödeme auftreten.

Krankheit 3: Ehrlichiose oder Zeckenfieber

Die Ehrlichiose wird oft als Zeckenfieber bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die das Baktrium Ehrlichia canis hervorruft. Die klassische Form der Ehrlichiose ist in den tropischen und subtropischen Regionen sowie in den Mittelmeerländern angesiedelt.

Allerdings gibt es auch endemische Gebiete in Flussniederungen in Deutschland. Wie bei den Babesien übertragen vor allem Zecken die Erreger. Relativ häufig kommt es zu einer Doppelinfektion mit Babesien. Hier gelten acht bis 20 Tage Inkubationszeit.

Bei der Mono- und lymphozytären Ehrlichiose sind typische Symptome wiederkehrendes Fieber, schleimig-eitriger Nasenausfluss oder Nasenbluten. Dazu kommen Erbrechen, Abmagerung, Abgeschlagenheit, Blutungen und Ödeme in der Unterhaut, Blutarmut, Gelenkerkrankungen, Milzvergrößerung, Erkrankungen der Lymphknoten sowie eine Meningoenzephalitis (Hirnhautentzündung) mit Krämpfen und Paralysen (vollständige Lähmung).

Die Granulozytäre Ehrlichiose oder Anaplasmose geht im milderen Verlauf mit Fressunlust, Gewichtsverlust, Muskelverhärtungen, Lahmheit und Polyarthritis (Gelenksentzündungen) einher.

Was hilft gegen Zecken beim Hund?

Der Handel und Tierärzte bieten viele Produkte an. Dabei gibt es pflanzliche Mittel und auch so genannte Chemiekeulen. Clips für Halsbänder oder Bernsteinketten gibt es ebenfalls. Knoblauch, mit ins Futter gegeben oder das Einreiben mit Kokosöl sollen bei manchen Hunden erfolgreich sein. Dennoch ist auch hier Vorsicht geboten, denn zu viel Knoblauch kann gleichzeitig zu Vergiftungen beim Hund führen. Die Liste an Dingen, die gegen Zecken helfen sollen, ist lang. Doch taugen natürliche Mittel wirklich so viel oder ist im Ernstfall nur eine konkrete Behandlung mit Chemie möglich?

Es gibt keine pauschale Aussage, welches Mittel welchem Hund am besten hilft. Das muss jeder Besitzer für sein Tier selbst herausfinden. Zecken suchen ihr Opfer über die Stoffe Buttersäure, Ammoniak und Kohlendioxid. Dabei orientieren sie sich über ihr Haller’sches Organ.

Zeckenschutz bei Hunden: helfen diese Mittel?

Es gibt Spot-on-Präparate die man bei Hunden auf die Nackenhaut träufeln kann. Es handelt sich hierbei um Phenylpyrazole und werden bestenfalls passend zur Gewichtsklasse vom Hund ausgesucht. Manche Hunde reagieren auf die Präparate mit Hautreaktionen, vorübergehendem Speicheln, Juckreiz oder Haarausfall. Manche sogar mit neurologischen Erscheinungen, respiratorischen Symptomen oder Erbrechen. Dafür sollen diese Präparate eine Wirkung zeigen, wenn man zahlreichen Kundenrezensionen im Netz einen Glauben schenkt.

Protectorbänder haben oft den Wirkstoff Deltamethrin, einem synthetischen Pyrethroid. Das Halsband gibt den Wirkstoff ständig ins Fell und den Haut-Fettfilm ab. Er breitet sich über die gesamte Hautoberfläche aus, die Haut resorbiert den Wirkstoff dabei angeblich nicht. Es kann bei Hunden jedoch zu örtlich begrenzen Veränderungen der Haut kommen. Dazu können in wenigen Fällen neurologische Symptome auftreten. Auch hier teilen sich die Meinungen, ob diese Bänder eine gezielte Wirkung bringen.

Ein anderer Wirkstoff ist Amitraz. Er kann auch in einzelnen Fällen Juckreiz, Haarausfall, Ekzeme, Bildung von Pusteln, Unruhe, Bindehautentzündung oder Allergien hervorrufen. Den Wirkstoff Bogacare gibt es als Halsband, in der Form eines Spot-on und als Fellspray. Es sind Margosa-Extrakt, Citronella und Nelkenblütenöl enthalten und gehört zu den pflanzlichen Mitteln. Es gibt keine bekannten Nebenwirkungen.

Zu den (angeblichen) Naturheilmitteln zählen Tabletten mit Mineralien, Vitaminen, Reisstärke (Getreide) und Trockenfleisch. Aber auch Kokosöl wird häufig erwähnt. Keine allgemeinen Nebenwirkungen sind hier bekannt. Auch Bernsteinketten sollen auf natürliche Weise Zecken bekämpfen. Angeblich verströmen sie durch ständige Reibung am Fell vom Hund ätherische Öle. Die elektronische Aufladung soll das Ungeziefer durch Reibung stören. Die Wirkung dürfte allerdings kaum ausreichend sein, um die für Zecken interessanten Stoffe zu überdecken.

Wir haben keine Praxistests, Studien oder wissenschaftliche Beweise über natürliche Zeckenmittel vorliegen oder durchgeführt. Daher können wir deren Wirkung persönlich nicht bestätigen. Ob das ein oder andere Mittel vor Zecken schützt oder es den Zeckenbefall vermindert, ist uns ungewiss. Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen sind wir bei Naturprodukten skeptisch bezüglich deren Wirkung.

Wir sind großer Befürworter einer artgerechten und gesunden Hundeernährung. Für eine gesunde Darmflora ist es auch entscheidend, dass der Hund möglichst wenig Chemie zu sich nimmt. Wir haben einige Produkte bei unserem Hund ausprobiert. Einige konnten den Zeckenbefall vermindern, wirklich geholfen hat uns bis dato jedoch nur die Chemie vom Tierarzt.

Wenn Sie es mit natürlichen Produkten bei Ihrem Hund ausprobieren möchten, dann gibt es hierbei verschiedene Produkte – wie dieses Floh- und Zeckenspray – zu kaufen. Egal ob Sie sich für Chemie oder für die Natur entscheiden – eine gründliche Zeckenkontrolle sollte regelmäßig stattfinden.

Es gibt zudem verschiedene Naturprodukte, welche den Zeckenbefall auf natürliche Art vermindern sollen. Wichtig: vermindern, nicht verhindern. Einen wirklichen Schutz vor Zecken bietet (leider) wohl nur die Chemie. Zumindest solange es keine veröffentlichten Studien über die mögliche Wirkung natürlicher Produkte gibt.

So entfernen Sie die Zecken beim Hund richtig

Um eine Zecke zu entfernen sollte auf keinen Fall Kleber, Nagellack, Öl oder Butter zum Einsatz kommen. Denn es hält sich hartnäckig das alte Ammenmärchen, so könnten Zecken erstickt werden und sind leichter zu entfernen. Weder das eine noch das andere stimmt, es ist einfach nur ausgedachter Blödsinn.

Zecken sind mit einer Pinzette, einem Zeckenhaken oder einer Zeckenzange gut zu entfernen. Mit diesen Hilfsmitteln lässt sich die Zecke hautnah greifen. Vermeiden Sie das Zerquetschen der Zecken, denn aus Panik können so Giftstoffe in den Körper gelangen. Die Zecke sollte auch nicht herausgedreht werden, egal in welche Richtung, sie verfügt schließlich nicht über ein Gewinde.

Einfach das Hilfsmittel hautnah ansetzen, Zecke langsam und gerade herausziehen. Bleibt ein Rest vom Stechapparat drin, wird es meistens von allein nach einiger Zeit abgestoßen. Auch wenn viele denken, das wäre der Kopf, das stimmt nicht.

Fazit zum Thema Zecken beim Hund

Es muss jeder Besitzer für sich selbst entscheiden, welches Mittel er seinem Hund für den Kampf gegen Zecken geben möchte. Wichtig ist die Kontrolle nach dem Spaziergang, übrigens auch an sich selbst. Auf keinen Fall aber sollte man sich durch die Zeckengefahr den Sommer verderben lassen.

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