Auf Social-Media sorgen pummelige Haustiere für unzählige Klicks und werden als besonders niedlich wahrgenommen. Dass Übergewicht als ernsthafte Erkrankung anzusehen ist und für das Tier eine Einschränkung der Lebensqualität und Lebensdauer bedeutet, wird dabei gerne außer Acht gelassen.
Was ist Adipositas beim Hund?
Die Adipositas (Fettleibigkeit) zeichnet sich durch eine übermäßige Bildung von Fettgewebe und eine damit einhergehende Gewichtszunahme aus. Schätzungen zufolge gilt fast jeder zweite Hund in Deutschland als zu dick. Damit ist Fettleibigkeit die am häufigsten auftretende ernährungsbedingte Störung bei Hunden.
Die Anzahl an Fettzellen (Adipozyten) ist beim adulten Tier gleichbleibend, nur die Größe des innenliegenden Fetttropfens variiert je nach Ernährungszustand. Ernähren Hundehalter jedoch bereits ihren Welpen zu reichhaltig, werden mehr Fettzellen im Körper gebildet. Diese Anzahl bleibt erhalten und bildet sich nie wieder zurück. Die Folge: der Hund neigt auch mit zunehmendem Alter zu Übergewicht. Es ist somit wichtig, dem Welpen ausschließlich Futter anzubieten, welches auf seinen Energiebedarf abgestimmt ist.
Ab wann gilt ein Hund als übergewichtig?
Liegt das Gewicht eines Hundes 10 % über dem Rassendurchschnitt, wird von einer beginnenden, bei 20 % Übergewicht von einer manifestierten Adipositas gesprochen.
Doch neben der Zahl auf der Waage gibt es noch weitere Indizien, anhand derer der Halter und der Tierarzt den Ernährungszustand einschätzen können. Auf einen normalgewichtigen Hund sollten folgende Kriterien zutreffen (mit Rücksicht auf rassebedingte Besonderheiten):
Die Folgen von Übergewicht bei Hunden
Übergewicht stellt eine große Belastung für den gesamten Organismus dar und zieht daher häufig Folgeerkrankungen nach sich. Tritt die Fettleibigkeit bereits im jungen und mittleren Lebensalter auf, reduziert sich die Lebenserwartung bei Hunden signifikant.
Das Risiko für folgende Krankheiten ist durch Adipositas erhöht:
Auch ein negativer Einfluss auf das Immunsystem und ein vermehrtes Auftreten von Tumoren wurde beobachtet. Weiterhin besteht bei übergewichtigen Tieren ein erhöhtes Narkoserisiko.
Ursachen finden und bekämpfen
Es gibt eine Vielzahl von Risikofaktoren, die zur Entstehung von Übergewicht bei Hunden beitragen können. Grundsätzlich entstehen Fetteinlagerungen, wie bei uns Menschen auch, wenn mehr Energie über die Nahrung aufgenommen als verbraucht wird.
Nicht selten tragen die Halter ihren Teil zur Gewichtszunahme des Hundes bei. Es besteht Unkenntnis über den Bedarf des eigenen Tieres, Futtermengen werden nicht gemäß der Herstellerangaben an das jeweilige Futtermittel angepasst oder die Körperkondition falsch eingeschätzt. Weiterhin spielt eine zu geringe körperliche Auslastung eine Rolle. Gerne werden Leckereien auch genutzt, um dem eigenen Vierbeiner seine Liebe zu zeigen. Doch was als gut gemeinter Verwöhnmoment gedacht ist, kann im Übermaß schaden.
In Fütterungsstudien wurde festgestellt, dass häufige Futterwechsel zu einer vermehrten Nahrungsaufnahme führen und damit das Adipositasrisiko erhöhen. Dahinter verbirgt sich das Phänomen der Neophilie. Ähnlich wie bei uns Menschen finden auch Hunde alles Neue erst einmal viel interessanter, nach etwa 3 Tagen lässt der Effekt jedoch wieder nach. Immer wechselnde Geschmacksrichtungen animieren den Hund also dazu, mehr zu fressen als nötig.
Auch die Genetik trägt ihren Teil zur Entstehung von Übergewicht bei. So haben einige Rassen, wie beispielsweise Beagle und Labrador, eine besondere Veranlagung.
Nicht zu vernachlässigen ist auch der Hormonhaushalt des Hundes. Dieser kann sich durch eine Kastration oder auch Krankheiten (Schilddrüsenüberfunktion, Morbus Cushing) verändern. Vor allem Rüden zeigen nach der Kastration einen reduzierten Bewegungsdrang bei gleichzeitig erhöhter Fresslust.
Viele körperliche Einschränkungen ziehen eine verminderte sportliche Aktivität nach sich. Zu nennen seien hier einerseits Erkrankungen des Bewegungsapparates (z. B. Arthrose) oder organische Leiden, die das Herz-Kreislaufsystem oder die Atmung betreffen.
Der natürliche Alterungsprozess ist ebenfalls nicht außer Acht zu lassen. Insbesondere ältere Hunde (> 7 Jahre) sind von Adipositas betroffen. In der Regel nimmt die Bewegungsfreude des Hundes im Alter ab und der Stoffwechsel verlangsamt sich. Daher sollten Hundehalter die Ernährung frühzeitig an den reduzierten Bedarf anpassen.
Diät – aber richtig
Eine Gewichtsabnahme wird, egal ob bei Hund oder Mensch, durch ein Kaloriendefizit erreicht. Wichtig ist es hierbei das Abnehmen langsam und gesund zu gestalten, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten und langfristige Erfolge zu erzielen. Ein Gewichtsverlust von etwa 1 % pro Woche wird als optimal angesehen. Von einem totalen Nahrungsentzug ist sowohl aus medizinischer als auch tierschutzrechtlicher Sicht abzusehen.
Einerseits sollte die Bewegung entsprechend des körperlichen Zustandes des Hundes erhöht werden. Mit einer halben Stunde mehr Gassi an der Leine ist es hierbei jedoch nicht getan. Am erfolgsversprechenden ist ein gezieltes Bewegungstraining, hierbei ist der Gang in eine Physiotherapiepraxis sinnvoll.
Hinsichtlich der Nahrung kann entweder das gewohnte Futter in geringerer Menge angeboten oder auf ein kalorienreduziertes Diätfuttermittel umgestiegen werden. Erstere Methode hat den Nachteil, dass der Hund eventuell mit vermehrtem Betteln, Futtersuche oder gereiztem Verhalten reagiert. Auch die bedarfsdeckende Nährstoffversorgung muss hierbei genau kontrolliert werden. Eine gern genutzte Methode ist das Strecken des Futters mit kalorienarmen Nahrungsmitteln und Ballaststoffen. Dazu eignet sich gekochtes oder püriertes Gemüse besonders gut.
Diätfuttermittel haben im Vergleich zu Standardfuttermitteln einen deutlich reduzierten Energiegehalt. Es wird speziell auf einen geringeren Fettgehalt geachtet und die Verdaulichkeit durch ballaststoffreiche Komponenten herabgesetzt. Vorteilhaft für den Erhalt der Muskelmasse sind eiweißreiche Rationen, diese wirken zusätzlich positiv auf die Akzeptanz und Sättigung.
Nicht zu vernachlässigen sind neben den Hauptmahlzeiten auch die zwischendurch angebotenen Leckereien. Fett- und kohlenhydratreiche verarbeitete Hundekekse oder Käse sollten gegen Gemüse oder magere (gefrier-)getrocknete Hühnerbrust oder Lunge ausgetauscht werden. Eine Auswahl an gesunden und naturbelassenen Snacks für deinen Vierbeiner findest du auch in unserem Hundeleckerli-Test.
Vorsicht bei Krankheiten: Ist der übergewichtige Hund nicht gesund, müssen alle Maßnahmen, einschließlich der Bewegung, mit dem Tierarzt abgesprochen werden.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Bereits mit 10 % mehr Körpergewicht als für die Rasse üblich gilt ein Hund als beginnend adipös. Körpermerkmale sind eine kaum bis gar nicht erkennbare Taille, schwer tastbare Rippen, Fettpolster im Lendenbereich und am Schwanzansatz und ein vermehrter Bauchumfang.
Fettleibigkeit kann viele verschiedene Ursachen haben, immer jedoch liegt die Energieaufnahme über dem Energiebedarf des Hundes. Zu wenig Bewegung, Überfütterung, Kastration, genetische Veranlagung, Alter und Erkrankungen sind mögliche Ursachen.
Um dem Übergewicht den Kampf anzusagen, muss ein Kaloriendefizit erzeugt werden. Dazu kann die Futtermenge reduziert oder auf ein Diätfuttermittel umgestiegen werden. Auch Leckerli sollten reduziert und die körperliche Aktivität erhöht werden. Der Besuch bei einer Hundeernährungsberatung und Physiotherapiepraxis kann zur Unterstützung sinnvoll sein. Bei gesundheitlichen Einschränkungen und Krankheiten sollte stets der Rat eines Tierarztes eingeholt werden.