Es ist gar nicht so selten, dass Hunde unter Erkrankungen der Schilddrüse leiden. Meistens handelt es sich dann um eine Unterfunktion der Schilddrüse. Eine Überfunktion hingegen kommt eher selten vor. Erfahre mehr zu den Symptomen, Ursachen und Behandlungsoptionen.
Aufgaben der Schilddrüse
Von der Schilddrüse des Hundes werden Hormone produziert. Das Organ liegt rechts und links der Luftröhre und gehört zu den endokrinen Drüsen. Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) sind zwei der Hormone, die die Schilddrüse bildet und speichert. Die Follikelepithelzellen bilden die jodhaltigen Schilddrüsenhormone. Von den Schilddrüsenhormonen werden Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel im Körper reguliert. Damit nimmt die Schilddrüse bei allen Körperfunktionen eine zentrale Rolle ein.
So sind die Schilddrüsenhormone für viele Aufgaben im Hundekörper verantwortlich. Zum Beispiel für die Steigerung des Grundumsatzes und die Anregung und Aktivierung des Stoffwechsels. Fehlen die Hormone und der Stoffwechsel wird verlangsamt, nimmt der Hund zu.
Weitere Aufgaben sind die Regulierung der Körpertemperatur. Daher frieren Hunde schneller, wenn es zu wenig Schilddrüsenhormone gibt. Blutdruck und Herztätigkeit werden in der Herzfrequenz und ihrer Schlagkraft durch die Schilddrüsenhormone gesteigert. Weiter beeinflussen die Hormone die Wachstumsvorgänge, die Muskelspannung, die Skelettmuskulatur sowie das Nervensystem. Zusätzlich beeinflussen sie die Läufigkeit und Spermienbildung, die Fortpflanzungsfunktionen und bei den Embryos die knochenbildenden Zellen und Nervenzellen.
Unterfunktion der Schilddrüse beim Hund
Liegt eine Unterfunktion der Schilddrüse vor, sind die Auswirkungen auf den Organismus ganz verschieden und teilweise weitreichend. Wie sehr sich der Hormonmangel auswirkt, kommt darauf an, wie schwer die Unterfunktion ist.
Die Symptome sind eher unspezifisch, besonders zu Beginn der Unterfunktion oder wenn sie nur leicht ist. Massive organische Symptome treten meist erst auf, wenn die Schilddrüse bereits stark geschädigt ist. Handelt es sich um eine leichte Unterfunktion, zeigen sich aber auch schon erste Hinweise. Allerdings können diese Werte schwanken, je nach Fütterung, der Tageszeit und weiteren Faktoren. Die Werte sollten daher nach ein paar Tagen auf jeden Fall noch einmal kontrolliert werden, da nur so ein Vergleich gezogen werden kann.
Kommt es zu einem Mangel an diesen Hormonen, hat das beim Hund auf fast alle Organe Auswirkungen. Dabei muss unterschieden werden, wo die Schilddrüsenunterfunktion herkommt. Sie kann primär, sekundär, tertiär oder nicht Schilddrüsenbedingt sein. Nur bei der primären Unterfunktion ist die Erkrankung der Schilddrüse die Ursache für den Hormonmangel.
Oft sind große Rassen von der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) betroffen. Dabei scheinen manche Rassen anfälliger zu sein als andere. Der Golden Retriever und Dobermann leider häufiger an der Unterfunktion. Grundsätzlich kann es aber alle Hunderassen treffen.
Dabei sind die Hunde meistens im mittleren Alter, in dem sie die ersten Symptome der Schilddrüsenunterfunktion bekommen. Die Anzeichen beginnen oftmals schleichend. Es kann sein, dass der Hund nicht mehr gerne spazieren gehen mag oder nicht mehr gerne spielt. Oft wird das aber mit dem zunehmenden Alter in Verbindung gebracht.
Meist dauert es daher, bis die Schilddrüsenunterfunktion festgestellt wird. Bei den meisten Hunden ist das im Alter zwischen vier und acht Jahren. Es wird vermutet, dass die Schilddrüse sich aber bereits bei Hunden ab zwei Jahren verändert. Liegt die Unterfunktion vor, wird von der Schilddrüse nicht mehr genug Thyroxin produziert.
Unterschieden wird zwischen einer leichten Unterfunktion und einer massiven. Bei der leichten weichen die Werte gegenüber den Normwerten nur leicht ab, bei der massiven ist die Abweichung erheblich. Je nach Schwere zeigen sich klinische Symptome, die bei einer leichten Schilddrüsenunterfunktion allerdings manchmal komplett fehlen.
Schilddrüsenüberfunktion beim Hund
Produziert die Schilddrüse zu viel, ist es genau das Gegenteil. Der Stoffwechsel wird auf diese Weise strapaziert und überfordert. Die Symptome zeigen sich mit Herzrasen, Gewichtsverlust und derartigen Schweißausbrüchen. Oft zittern Hunde mit einer Überfunktion, sind nervös, nehmen mehr Wasser und Futter auf und verlieren dennoch an Gewicht.
In den meisten Fällen ist ein hormonproduzierender Schilddrüsentumor die Ursache. Dieser kann gut- oder bösartig sein. Ein Tumor sorgt häufig für unangenehmen Druck auf Luft- und Speiseröhre. Das kann Würgen, Husten oder Schluckbeschwerden nach sich ziehen.
Die Ursachen
Warum Hunde eine Schilddrüsenschädigung bekommen können, kann grundsätzlich zwei Mechanismen haben. Häufig ist eine chronisch-entzündliche Veränderung verantwortlich. Sie verläuft gänzlich unbemerkt und zerstört einen großen Teil des Schilddrüsengewebes durch die Reaktion auf die Entzündung. Anstelle des Gewebes entsteht nicht hormonbildendes Bindegewebe.
Seltener ist die Form der autoimmunen Thyreoiditis. Hierbei bildet der Körper sogenannte Antikörper. Diese richten sich gegen das eigene Schilddrüsengewebe und zerstören es. Schilddrüsen-Tumore, Jodmangel, eine angeborene Schilddrüsen-Unterfunktion, die Entfernung der Schilddrüse mittels einer Operation oder Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse können ebenfalls Ursachen für eine Unterfunktion sein.
Die Symptome
Viele der Symptome können einzeln oder in sämtlichen erdenklichen Kombinationen auftreten. Daher ist die Diagnose nicht immer einfach. Hunde haben dabei nicht ausschließlich organische Symptome, sondern oft auch psychische, die sich in Auffälligkeiten und Veränderungen im Verhalten zeigen.
Es gibt zahlreiche Symptome die bei Hunden auf eine Erkrankung der Schilddrüse hinweisen können. Bei den psychischen Symptomen gehört Antriebsschwäche und Müdigkeit mit hohem Schlafbedürfnis, Apathie, Trägheit, Emotionsarmut, Launenhaftigkeit, Unberechenbarkeit bis zur Aggression und Reizbarkeit dazu. Auch unruhiges Verhalten, Hecheln, Ängstlichkeit sowie schreckhaftes und manchmal panisches Verhalten können Hinweise sein. Dazu kommen Störungen oder Veränderungen im Bereich des Sexualverhaltens sowie eine geringe Stresstoleranz und mangelnde oder fehlende Belastbarkeit.
Bei den organischen Symptomen hat der Hund ständig Hunger und nimmt dennoch ab, andernfalls Gewichtszunahme, das Fell ist stumpf und trocken mit Schuppenbildung, Haarausfall und Juckreiz. Weiter kommen bakterielle Hautinfektionen, Pigmentstörungen der Haut sowie eine gestörte Wundheilung dazu. Bemerkbar machen sich auch Ohrentzündungen, Herzprobleme, verlangsamter oder erhöhter Herzschlag, schwacher oder rasender Puls, ein steifer Gang, Störungen des Gleichgewichts, die Läufigkeit bleibt aus, der Hund ist unfruchtbar oder in einer Hodenatrophie. Die Augen sind entzündet, im Bereich der Hornhaut bilden sich Ablagerungen, Durchfall und vermehrter Absatz von Urin können ebenfalls Zeichen sein.
Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen
Um eine Schilddrüsenerkrankung zu diagnostizieren, braucht es neben der klinischen Untersuchung auch eine labordiagnostische. Dabei ist die Konzentration der Schilddrüsenhormone T4 und fT4 (freies Thyroxin) ausschlaggebend. Durch weitere Bluttests, Ultraschall und Stimulationstests ist eine genaue Diagnose möglich.
Bei Hunden ist eine Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion sehr gut möglich. Es erfolgt eine Gabe der zu wenig produzierten Hormone in Form von Tabletten. Die lebenslange Gabe ist dabei notwendig, denn die Unterfunktion ist nicht heilbar. Bei regelmäßiger Tabletteneinnahme und Kontrolle ist die Lebenserwartung der betroffenen Hunde normal und sie haben eine gute Lebensqualität.
Hunde benötigen eine höhere Medikation als Menschen, da bei ihnen die Schilddrüsenhormone nicht nur schlechter vom Darm aufgenommen, sondern auch schneller verstoffwechselt werden. Die Dosierung muss sehr gut berechnet sein, damit der Hund bestmöglich eingestellt ist.
Ist die Dosierung zu hoch, kann das schnell zu Unruhe, beschleunigtem Herzschlag, Hecheln, Durchfall, Ängstlichkeit oder vermehrtem Urinabsatz führen. Eine zu hohe Dosierung ist besonders durch die Wirkung auf das Herz nicht ungefährlich. Ist die Medikation passend und korrekt, liegen keine Kenntnisse über schädigende Nebenwirkungen vor. Zu der Therapie vom Tierarzt können Schilddrüsenunterfunktionen auch homöopathisch mitbehandelt werden.
Werden Schilddrüsenveränderungen nicht beachtet, kann sich das erheblich auf die Lebensqualität des Hundes auswirken. Seine Lebensdauer kann ebenfalls verkürzt werden, die Anfälligkeit für Krankheiten nimmt zu und es kann zu Wesensveränderungen kommen. Die Schilddrüsenwerte sollten ab dem vierten Lebensjahr des Hundes im Rahmen der tierärztlichen Routineuntersuchung mit geprüft werden. Wird eine Abweichung der Norm festgestellt, gilt es schnell zu reagieren, da der Zeitfaktor entscheidend ist. Besonders bei der Überfunktion, da sich hier immer ein Tumor verbergen kann. Besonders Halter großer Rassen sollten die Kontrolle nicht vernachlässigen.
Ernährung bei Schilddrüsenproblemen
Da Kalzium die Hormone der Schilddrüse absorbieren kann, wird häufig kalziumarmes Hundefutter empfohlen. Zusätzlich sollte die Tablettengabe mindestens 30 Minuten vor der Fütterung erfolgen, um genau dies zu verhindern. Der Tierarzt wird hier aufklären. Zudem ist auf den Jodgehalt im Futter zu achten. Aber auch Spurenelemente wie Selen, Zink und Eisen können zur richtigen Funktion der Schilddrüse beisteuern.
Wir empfehlen es keine Experiment bei der Ernährung einzugehen und würden daher zu einem offen und transparent deklariertem Alleinfutter raten. Dieses sollte dann in Absprache mit dem Tierarzt und den Medikamenten gefüttert werden.
Bei einer Unterfunktion kann zudem der Proteinbedarf sinken, sodass ein proteinarmes Hundefutter empfohlen wird. Wichtig hierbei: die verbleibenden Proteine im Hundefutter sollten hochwertig und leicht verdaulich sein. Am besten stammen diese also aus tierischen Zutaten, wie aus Brust- oder Muskelfleisch.
Ist die Ernährung erst einmal an den individuellen Bedarf des erkrankten Hundes angepasst, so sollte damit nicht experimentiert werden. Denn bereits leichte Schwankungen beim Jod-, Zink- oder Eisengehalt können die Schilddrüse erneut vor Probleme stellen - sowohl hinsichtlich einer Unterfunktion als auch hinsichtlich einer Überfunktion.
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