Erbrechen ist ein nützlicher Schutzmechanismus des Körpers, mit dem aufgenommene Fremdkörper oder schädliche Stoffe schnell und effektiv wieder ausgestoßen werden können. Doch auch einige schwerwiegende Erkrankungen können von regelmäßigem Erbrechen begleitet werden. Daher beleuchten wir in diesem Artikel die verschiedenen Formen und Ursachen von Erbrechen beim Hund.
Die 3 Phasen des Erbrechens
Das Erbrechen ist ein Reflex, es läuft also nach einem auslösenden Reiz automatisch ab und kann nicht willentlich beeinflusst werden. Die Steuerung erfolgt über das Brechzentrum im Stammhirn. Der Vorgang des Erbrechens kann in drei Phasen eingeteilt werden:
☞ Übelkeit (Phase 1): Beim Hund ist Übelkeit nicht immer direkt zu erkennen, aber Symptome können vermehrtes Gähnen, leeres Schlucken, Schmatzen, Unruhe oder auffälliger Speichelfluss sein. Durch die vermehrte Produktion von basischem Speichel wird der saure Mageninhalt neutralisiert. Grasfressen ist eine Besonderheit bei Hunden, wenn ihnen übel ist. Viele Hunde fressen gerne hier und da ein paar Grashalme, bei Unwohlsein wird das Grasfressen jedoch exzessiv ausgeführt.
☞ Würgen (Phase 2): In der zweiten Phase ziehen sich die Bauchmuskulatur und das Zwerchfell zusammen, die Maulhöhle ist dabei geschlossen. Es entsteht ein Unterdruck in der Brusthöhle, wodurch der Mageninhalt in die Speiseröhre verschoben wird. Das Würgen ist einfach zu erkennen und oftmals auch zu hören („pumpen“).
☞ Erbrechen (Phase 3): Schließlich erfolgt das eigentliche Erbrechen, also der Auswurf des Mageninhalts. Der Hund hat dabei die Maulhöhle weit offen. Der Kehlkopf ist in der Zeit geschlossen, damit kein Erbrochenes eingeatmet wird.
Ursachen für das Erbrechen bei Hunden
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen ernährungsbedingtem und krankheitsbedingtem Erbrechen:
Für ein ernährungsbedingtes Erbrechen können beispielsweise folgende Ursachen verantwortlich sein: hastiges Schlingen des Futters, zu kaltes Futter (direkt aus dem Kühlschrank), plötzliche Futterumstellung, Aufnahme von Gräsern oder Fremdkörpern (z.B. Plastikverpackung), verdorbene Futtermittel, vergiftete Futtermittel, verzögerte Magenentleerung durch zu hohe Fett- und Proteingehalte im Futter, stark quellende Futtermittel (z.B. große Mengen extrudiertes Trockenfutter), Allergien und Unverträglichkeiten.
Beim krankheitsbedingtem Erbrechen können die Ursachen zum Beispiel folgenden sein: Infektion (Viren, Bakterien, Parasiten), Gastritis, Darmverschluss, Magenentleerungsstörung, Nierenerkrankung, Lebererkrankung, Pankreaserkrankung, Tumor im Verdauungstrakt und Epilepsie.
Nicht nur die Futteraufnahme oder Krankheiten können Erbrechen auslösen, auch Stress gilt als mögliche Ursache. Bei Hunden können, wie auch bei uns Menschen, belastende Situationen auf den Magen schlagen. Zudem ist Reiseübelkeit vor allem bei Welpen verbreitet und kann zu Erbrechen während der Autofahrt führen. Ähnlich wirken auch Tumore oder Entzündungen Es gibt auch einige Medikamente (meist Schmerzmittel), die beim Hund Übelkeit und Erbrechen auslösen können.
Vom aktiven Erbrechen abzugrenzen ist das sogenannte Regurgitieren, also das passive Hochwürgen kürzlich aufgenommenen Futters ohne vorangegangene Übelkeit. Dieses Verhalten zeigen einerseits säugende Hündinnen, die Ihre Welpen mit dem ausgewürgten Nahrungsbrei versorgen möchten. Auch bei Problemen mit der Speiseröhre (Megaösophagus) oder der Aufnahme von zu großen Futtermengen kann Regurgitieren beobachtet werden.
Eine weitere Form ist das mehrfache Würgen ohne tatsächliches Erbrechen. Dies kann ein Anzeichen für eine Magendrehung sein, bei diesem Verdacht muss schnellstmöglich ein Tierarzt aufgesucht werden. Ein deutlich harmloserer Grund kann auch eine Verletzung im Rachenraum sein. So können beispielsweise Knochensplitter, Holzsplitter oder andere scharfkantige Gegenstände beim Abschlucken kleine Wunden verursachen, die Anschwellen und den Hund beim Schlucken stören.
Um das Erbrechen richtig beurteilen zu können, muss immer der Allgemeinzustand des Hundes mit einbezogen werden. Treten zusätzlich Fieber, Abgeschlagenheit, Unruhe, Durchfall oder Blutbeimengungen (rot oder schwarz) auf, sollte dringend ein Tierarzt aufgesucht werden. Auch wiederholtes, regelmäßiges Erbrechen erfordert eine medizinische Untersuchung. Blut- und Kotproben können zur Diagnosestellung herangezogen werden, gegebenenfalls wird eine Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung durchgeführt.
Fütterung bei akutem Erbrechen
Bei akutem Erbrechen wird ein Nahrungsverzicht von etwa 12-24 h empfohlen, um den Verdauungstrakt zur Ruhe kommen zu lassen und weitere Reizungen zu vermieden. Erbrechen geht immer mit hohen Flüssigkeitsverlusten einher, weshalb auf eine ausreichende Wasser- und Elektrolytversorgung zu achten ist. Hierzu eignen sich Fleischbrühen und sehr dünner Reis- oder Haferschleim. In schweren Fällen kann eine zusätzliche medikamentöse Behandlung oder Infusion vom Tierarzt verordnet werden.
Sobald eine Nahrungsaufnahme wieder möglich ist, kann Schonkost in kleinen Portionen angeboten werden. Es sollte eine suppige Konsistenz gewählt und das Futter leicht erwärmt (etwa Körpertemperatur) werden. Typischerweise werden gekochtes Hühnchen oder Hüttenkäse mit weichem Reis verfüttert, gekochte Karotten oder Morosche Möhrensuppe können ergänzt werden. Auch eine mechanische Beanspruchung des Magens durch einen hohen Ballaststoffgehalt oder Trockenfutter gilt es zu vermeiden. Wird die Schonkost gut vertragen, kann langsam wieder das gewohnte Futter angeboten oder eine schrittweise Futterumstellung durchgeführt werden.
Erbrechen von Verdauungssäften
Einige Hundehalter berichten davon, dass ihr Hund vor allem morgens vor der ersten Mahlzeit Flüssigkeit bzw. Schaum erbricht. Weiterhin wird exzessives Gras- oder Erdefressen, häufiges Schmatzen und Aufstoßen beobachtet. Erbrochen wird kein Futter, sondern Verdauungssäfte aus dem Magen und Dünndarm. Ursache dafür können eine übermäßige Magensaftproduktion oder zu lange Fütterungspausen sein. Flüssigkeit aus dem Dünndarm wird durch das Ausbleiben von Nahrung nicht darmabwärts transportiert, sondern fließt in den Magen und wird dann ausgestoßen. Es kommt zu einer Übersäuerung.
Diese Beschwerden können im Regelfall durch kleine Anpassungen der Fütterung behoben werden. Da insbesondere proteinreiche Kost die Magensäureproduktion anregt, sollte das Futter durch basische Komponenten ergänzt werden. Hierfür eigenen sich Haferschleim, gekochte Kartoffeln oder anderes gekochtes Gemüse. Um die Verdauungssäfte regelmäßig abzutransportieren, sollten die Fütterungsabstände verkürzt werden. Insbesondere die lange Pause zwischen der abendlichen und morgendlichen Mahlzeit scheint Probleme zu bereiten. Bereits ein zusätzlicher kleiner Snack direkt vor dem Zubettgehen und unmittelbar nach dem Aufstehen kann Abhilfe verschaffen.
Sollten auch diese Maßnahmen keine Linderung verschaffen, kann das Futter mit einem Basenpulver aus puffernden Carbonaten angereichert werden. Die Verwendung solcher Nahrungsergänzungen sollte mit dem Tierarzt abgeklärt werden.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Warum erbricht mein Hund?
Die Gründe für Erbrechen beim Hund sind sehr vielfältig, daher muss stets das Allgemeinbefinden beobachtet werden. Am häufigsten liegen fütterungsbezogene Ursachen zugrunde, wie etwa die Aufnahme verdorbener, vergifteter oder ungeeigneter Nahrungsmittel. Jedoch können auch zahlreiche Erkrankungen der Verdauungsorgane mit Erbrechen einhergehen.
Was tun, wenn der Hund erbricht?
Bei akutem Erbrechen sollte die Nahrungsaufnahme für etwa 12-24 h unterbunden werden, Trinkwasser muss dabei in ausreichender Menge angeboten werden. Sobald eine Nahrungsaufnahme wieder möglich ist, kann für wenige Tage Schonkost aus weichem Reis und gekochtem Hühnchen angeboten werden.
Muss ich sofort zum Tierarzt, wenn mein Hund erbricht?
Das einmalige Erbrechen erfordert im Regelfall keinen Tierarztbesuch, sofern dein Hund keine sonstigen Beschwerden zeigt und gewohnt aktiv ist. Wirkt er jedoch abgeschlagen, hat Fieber, Durchfall oder Blutbeimengungen im Erbrochenen, so sollte dies dringend tierärztlich abgeklärt werden.
Als Quellen dienten uns unter anderem die folgenden Fachliteraturen: Neiger, Reto. Differenzialdiagnosen Innere Medizin bei Hund und Katze. 2014. DOI: 10.1055/b-0036-130122 und Zentek. Ernährung des Hundes: Grundlagen – Fütterung - Diätetik. 9. Auflage. Thieme. 2022 DOI: 10.1055/b-006-166353