In Deutschland leben Schätzungen zufolge 20 bis 40 Prozent aller Hunde mit einer chronischen Magenschleimhautentzündung. Die Symptome dieser Krankheit sind so unspezifisch, dass sie meist ein Leben lang unerkannt bleibt. Daraus ergibt sich diese Schätzung mit einer großen Dunkelziffer. Was ist Gastritis? Welche Hunde sind besonders gefährdet? Und wie kann diese gut versteckte Krankheit erkannt werden?
Kurz & Knapp: Gastritis beim Hund
Die Gastritis beim Hund ist nur schwer zu diagnostizieren, nicht zuletzt weil die Symptome unspezifisch sind und auch auf andere Krankheiten hindeuten könnten. Sowohl mit Stress belastete Hunde als auch dauerhaft übersäuerte Hunde sind besonders anfällig für eine Gastritis. Ist die Magenschleimhaut erst einmal entzündet, sollte die Ernährung angepasst werden. Die Stichwörter lauten hier: mehrere Mahlzeiten, basische Zutaten, Schonkost und Naturbelassenheit. Zur Prävention steht ebenfalls die gesunde Ernährung des Hundes an erster Stelle.
Wenn der Schutzwall bricht
Der Hundemagen ist wie ein sehr dehnbarer Sack. Er kann große Mengen an Nahrung auf einmal aufnehmen. Eine Funktion, die noch vom Wolf stammt, der oft tagelang nichts zu Essen findet und dann mehrere Kilogramm Fleisch in einem Rutsch verschlingt.
Wir kennen das auch von unseren Haushunden, wenn sie den vollen Futternapf praktisch inhalieren ohne zu kauen und einfach nicht satt werden. Der Magen verfügt über mehrere Schutzmechanismen, die ihn vor dem Eindringen von Bakterien schützen und auch vor der eigenen Magensäure, die in der Lage ist enorme Futtermengen inklusive Knochen zu zersetzen. Wie ein Netz spannt sich die Magenschleimhaut über die Innenseite des Magens und schützt das Gewebe vor der aggressiven Säure.
Die Magenschleimhaut ist normalerweise recht unempfindlich und regeneriert sich schnell. Wird sie aber zu stark gereizt und sind die Schutzbarrieren im Magen geschwächt, dann wird die Schleimhaut irritiert und kann löchrig werden (siehe auch Leaky Gut). Erosionen entstehen und Magensäure dringt durch ins Gewebe.
Das führt zu Schmerzen, kann Blutungen und eine Entzündung auslösen, und sogar Magengeschwüre entstehen lassen, Läsionen der Magenschleimhaut. Im äußersten Fall kann so ein Magengeschwür nach außen durchbrechen. Dann gelangt die ätzende Magensäure in die Bauchhöhle, was einen medizinischen Notfall bedeutet.
In den meisten Fällen ist eine Gastritis nur oberflächlich mit kurzfristigen Defekten der Magenschleimhaut. Selten geht sie tiefer und verursacht Magengeschwüre. Bei chronischer Gastritis kann die Entzündung zusätzlich in den Dünndarm vordringen und steht in Verbindung mit einer Kolitis.
Signale der Gastritis erkennen
Magen-Darm-Erkrankungen beim Hund sind für die Hundehalterin und den Hundehalter meist schwer zu differenzieren, Gastritis stellt aber noch einmal eine besondere Herausforderung dar. Oft werden keinerlei Symptome gezeigt und wenn, dann sind sie sehr unspezifisch. Erbrechen ist das Leitsymptom.
Und das klarste Indiz, wenn auch kein eindeutiges, ist das morgendliche Erbrechen von weißen Schaum, auf nüchternen Magen. Das ist ein Signal dafür, dass der Magen zu viel Magensäure produziert, was relativ sicher auf eine Magenschleimhautentzündung hindeuten kann.
Bei akuter Gastritis kann das Erbrechen auch so heftig sein, dass der Hund weder Futter noch Wasser aufnehmen kann und dadurch dehydriert. Findest du zusätzlich Blut im Erbrochenen, deutet das auf ein bereits bestehendes Magengeschwür hin. Blut im Stuhl ist ebenfalls häufig ein Hinweis auf Blutungen im Magen-Darm-Trakt ebenso wie Blutarmut, die der Tierarzt bei einer Blutuntersuchung feststellen kann.
Die Muskulatur im Magen-Darm-Bereich wird vermutlich verhärtet sein und der Hund hat Schmerzen beim Abtasten des Bauches. Möglicherweise hat der Hund einen stark wechselnden Appetit und zeigt Anzeichen von Unbehagen nach dem Fressen. Als Folge des Erbrechens kommt es in seltenen Fällen zu einer sogenannten Aspirationspneumonie. Dabei fließt Erbrochenes zurück in die Lunge und löst dort eine Lungenentzündung aus.
Weitere mögliche Symptome sind: Fressen von Gras, großer Durst und damit einhergehendes häufiges Trinken und ein erhöhter Urinabsatz, Apathie und Gewichtsverlust, blasse Schleimhäute, Dauerlecken an Gegenständen und an sich selbst, sowie Durchfall.
Die Tierärztin oder der Tierarzt identifiziert die Krankheit meist anhand der Schilderung der Symptome und einer Tastuntersuchung. Er kann zudem zusätzlich den Kot und das Blut untersuchen oder eine Kontraströntgenuntersuchung durchführen. Die sichere Diagnose ist nur mithilfe einer Endoskopie, einer Magenspiegelung, zu stellen.
Sporthunde besonders gefährdet
Die Gesundheit des Magens steht in engem Zusammenhang mit der Psyche. So ist das bei uns Menschen und ebenfalls beim Hund. Stress und Nervosität können sich negativ auf den Verdauungsapparat auswirken. Dementsprechend sind Tierheimhunde und Hunde, die von der Straße oder aus Tötungsstationen im Ausland kommen, oft stark anfällig für Magen-Darm-Erkrankungen. Aufgrund ihrer Vorgeschichte sind diese Hunde allgemein sensibler und empfänglicher für Stress, als Hunde, die in sicheren Verhältnissen aufgewachsen sind.
Zudem wird in einer Tötungs- oder Auffangstation nicht wirklich auf eine gesunde Ernährung der Hunde geachtet. Gesunde Ernährung ist um einiges teurer und die Stationen leben meist ohnehin nur von Spenden. Da gilt es in erster Linie, die Hunde satt zu bekommen. Egal ob Getreidemischungen oder minderwertige Nebenerzeugnisse im Futter landen.
Eine auffällig hohe Erkrankungsrate hat sich aber insbesondere bei Sporthunden gezeigt, speziell bei Schlittenhunden gibt es hierzu ausführliche Berichterstattungen. Bei dem Schlittenhunderennen „Iditarod 2001“ erkrankten 34 von 73 Hunden an Gastritis. Bei „Iditarod 2003“ waren es sogar 61 Prozent der teilnehmenden Hunde.
Die Ursache ist bisher nicht eindeutig bekannt. Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus der anstrengungsbedingten Hyperthermie und dem Verlust der Funktion der Schleimhautbarriere. Die extreme Belastung über mehrere Tage erhöht die Produktion der Magensäure, während eine geringe Durchblutung die Entstehung von Magengeschwüren begünstigt.
Nicht nur Schlittenhunde sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Alle Hunde, die an Wettbewerben teilnehmen ebenso wie Arbeitshunde, die einem hohen Stresslevel ausgesetzt sind, wie Sprengstoffsuchhunde oder Jagdhunde, sind gefährdet.
Doch auch unter einfachen Lebensbedingungen kann Stress ein bedeutender Faktor werden. Eine drastische Veränderung im alltäglichen Umfeld, wie Besitzerwechsel, Versterben eines nahestehenden Menschen oder Tieres, oder ein Umzug kann sich schwer auf den Magen niederschlagen.
Neben Stress gibt es natürlich noch die üblichen Verdächtigen für Magen-Darm-Erkrankungen:
➔ verdorbenes oder ungeeignetes Futter
➔ Fremdkörper oder Knochen
➔ bakteriell verseuchtes Wasser
➔ Futtermittelunverträglichkeiten und Allergien
➔ Fressen von Schnee (mangelnde Durchblutung aufgrund der Kälte)
➔ Parasiten
➔ Schmerzmittel
➔ Aufnahme von Chemikalien (Düngemittel, Reinigungsmittel, …)
➔ andere Erkrankungen (Leptospirose, Leber- oder Niereninsuffizienz, Pankreatitis)
Das Problem an der Wurzel packen
Ziel des Veterinärs ist es meist, die Produktion der Magensäure zu verringern, damit die Schleimhaut sich wieder erholen kann. Die entsprechende medikamentöse Behandlung bringt eine erste Erleichterung, greift aber noch nicht bei der Ursache an und verschafft damit keine endgültige Lösung.
Ihre Hauptaufgabe wird es sein, Stressfaktoren zu identifizieren und so gut wie möglich einzudämmen. Hunde mögen verlässliche Routinen mit genügend Ruhezeiten. Ein erwachsener Hund schläft am Tag 12 bis 14 Stunden, wobei große Hunderassen in der Regel mehr Schlaf brauchen als kleine.
Alte und kranke Hunde sowie Welpen schlafen bis zu mehr als 18 Stunden täglich. Nur 10 % dieser Zeit sind sie dabei in der REM-Phase, dem Tiefschlaf. Deshalb ist es wichtig, dass jeder Hund einen sicheren Rückzugsort hat, an dem er jederzeit Ruhe finden kann. Gleichzeitig sollte man es auch mit Sport, Training und Spiel nicht übertreiben.
Eine homöopathische Behandlung und Akupunktur schlagen oft gut an bei Gastritis. Tierheilpraktiker sind in diesen Fällen meist der richtige Ansprechpartner.
Ernährung bei Gastritis
Es ist durchaus möglich, dass der Hund beim Grasfressen und morgendlichen Übergeben lediglich an einer Übersäuerung leidet und sich noch keine Gastritis gebildet hat.
Sowohl bei einer Übersäuerung als auch bei einer Gastritis, ist die richtige Ernährung alles entscheidend. Hier ein paar Empfehlungen, an denen du dich orientieren kannst:
➔ Achte auf ein hochverdauliches Hundefutter, frei von chemischen Zusätzen. Vermeide einen zu hohen Fleischgehalt. Hat das von dir gewählte Hundefutter einen hohen Fleischgehalt, so vermenge die Mahlzeiten mit weniger säurehaltigen Zutaten. Hier eignen sich Flocken, wie Karotte, Hafer, Kartoffel oder Reis. Bei einer akuten Gastritis empfiehlt sich die temporäre Fütterung von Schonkost.
➔ Erhöhe die Anzahl der täglichen Mahlzeiten, damit der Magen deines Hundes nie leer läuft und die Säure immer Nahrung zur Verfügung hat.
➔ Vermeide unbedingt rohes Fleisch. Achte zudem auch bei den Leckerli darauf, dass dein Hund vorerst keine schwer verdaulichen Fleischstücke erhält. Anstelle eines Rinderohres wäre ein Stück Obst oder Gemüse sicher besser geeignet.
➔ Informiere dich über passende Nahrungsergänzungen. So gibt es spezielle Säureblocker, wie das Basenpulver von Provital (Link zum Shop). Auch Heilerde oder medizinische Kohle können die Säure im Futter binden. Ebenfalls sollte ein gesunder Darmaufbau angestrebt werden. Hier gibt es ebenfalls passende Nahrungsergänzungen mit Pro- und Präbiotika zur Stärkung der Darmflora.
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