Kolitis / Dickdarmentzündung beim Hund

Es ist zwei Uhr nachts. Ein leichter Nieselregen prasselt auf die Steinplatten, die den Terrassenboden bedecken. Eigentlich ist es Zeit zu schlafen. Doch Sie stehen hier draußen und starren in die Dunkelheit. Irgendwo dort hinten ist Ihr Hund und knabbert seit zehn Minuten an den feuchten Grashalmen. Sein Bauch hat verdächtig gegrummelt, als er Sie nachdrücklich, leise winselnd aus dem Schlaf riss.
Kranker Hund zur Untersuchung beim Tierarzt

Kolitis beim Hund erkennen / © SergeyNivens – depositphotos.com

Dickdarmentzündung beim Hund

Bei colitis ulcerosa handelt es sich um eine Entzündung der letzten Abschnitte des Verdauungstraktes, des Kolons, besser bekannt als Dickdarm, die zu starkem Durchfall führt. Hauptaufgaben des Dickdarms sind die Rückgewinnung von Wasser und die Lagerung des Stuhls bis zur Ausscheidung.

Da das Kolon dem Stuhl auch Natrium-, Kalium- und Chlorid-Ionen entzieht, ist seine einwandfreie Funktion essentiell für die Regelung des Elektrolyt-Haushalts im Körper. Auch an der Verdauung selbst ist der Dickdarm maßgeblich beteiligt, denn er fermentiert bis dahin unverdaute Kohlenhydrate wie Rohfasern. Übrigens beherbergt der Dickdarm noch mehr Bakterien als der Dünndarm.

Kolitis ist Ihnen vielleicht bekannt unter dem Namen FDR (Futtermittel-responsiver Durchfall) oder auch IBD (Inflammatory Bowel Disease). FDR ist eine akute Form der Dickdarmentzündung, ausgelöst durch die Aufnahme von unverdaulichen Futtermitteln oder Fremdmaterial. Während es sich bei IBD um eine chronische Erkrankung handelt.

Diese Form der Kolitis wird ebenfalls Boxer-colitis-ulcerosa genannt, weil diese Hunderasse wie es scheint besonders anfällig für die Krankheit ist. Grund der Entstehung ist vermutlich ein Verlust der Toleranz gegenüber luminalen Antigenen wie Bakterien oder Futtermittelbestandteilen, sprich eine Nahrungsmittelallergie. Die ersten Anzeichen treten etwa ab dem zweiten Lebensjahr auf, mit zunehmendem Alter werden die Symptome heftiger.

Wie erkennen Sie eine Kolitis?

Typische Symptome, die bei einer Dickdarmentzündung auftreten können, sind:

  • weicher, schleimiger Stuhl
  • Blut im Stuhl
  • erhöhter Drang zum Kotabsatz
  • schmerzhafter Stuhlgang
  • Bauchschmerzen und Blähungen
  • Appetitverlust bis hin zu Abmagerung
  • Fressen von Gras, um die Verdauung zu unterstützen
Tipp der Redaktion: In unserem Ratgeber zum Thema Stuhlgang und Kot beim Hund erfahren Sie, wie Sie Krankheiten und die Futterqualität anhand des Hundekots erkennen können.

Weil die Dickdarmschleimhaut infolge der Entzündung nicht mehr in der Lage ist, Wasser und Elektrolyte ordnungsgemäß aus dem Kot zu absorbieren, wird dieser zunehmend weicher und flüssiger. Gleichzeitig gibt es enorme Probleme bei der Darmmotorik. Die sogenannten Giant Migrating Contractions (GMC‘s), welche den Darminhalt vorwärts bewegen, erfolgen zu häufig (beim gesunden Darm nur ein bis zweimal am Tag).

Das bedeutet der Stuhl wird viel zu schnell vorwärts bewegt und Ihr Hund muss sich häufiger entleeren. Gleichzeitig werden aber die normalen Kontraktionen des Dickdarms reduziert, also das Mischen und Kneten des Darminhalts. Als Antwort auf die Entzündung produzieren die Becherzellen vermehrt Schleim, um die Dickdarmschleimhaut zu schützen.

Die Folge ist ein schleimiger Kot. Im Laufe der Krankheit können Schleimhautgeschwüre entstehen und im äußersten Fall kann es ohne Behandlung sogar zur Koprostase kommen, der Ansammlung von Exkrementen im Darm bis hin zum Darmverschluss. Dauert die Erkrankung länger an, werden sie bemerken wie Ihr Hund Schwäche zeigt und langsam abmagert.

Diagnose stellen

Bei einer akuten Kolitis ist die Ursachenforschung meist nebensächlich und kann vernachlässigt werden. Oft hat der Hund nur etwas unpassendes gefressen, vielleicht nur zu viele Knochen, oder eine unhygienische Umgebung ist schuld an der Darmverstimmung. Besonders bei jüngeren Tieren sind das oft die Auslöser für den lästigen Durchfall. Dauert der Zustand jedoch über einen längeren Zeitraum an oder wird gar chronisch, ist eine genauere Untersuchung anzuraten.

Unter anderem können Parasiten wie Peitschenwürmer oder Giardia die Beschwerden hervorrufen. Ebenso wie Bakterien oder Pilzerkrankungen. Auch auf psychischen Stress und unverträgliche Wetterbedingungen wie lange Hitzeperioden reagiert der Darm oft empfindlich. Bei älteren Tieren sind häufig Übergewicht und ein Mangel an Bewegung die Ursache. Der Durchfall könnte jedoch auch eine Nebenwirkung der Einnahme von Antibiotika sein.

Hund zur Untersuchung beim Tierarzt

Beim Tierarzt kann die Diagnose Kolitis gestellt werden / © Syda_Productions – depositphotos.com

Auch Wurmbefall ist immer eine mögliche Ursache für den Durchfall. Weil deren Eier nicht bei jedem Stuhlgang mit ausgeschieden werden, ist auch bei negativem Befund der Kotprobe auf jeden Fall eine Entwurmung empfohlen.

Genauen Aufschluss über die wahren Auslöser kann lediglich eine umfassende medizinische Untersuchung geben. Bei der rektalen Untersuchung findet der Tierarzt für gewöhnlich frisches Blut und Schleim. Aber auch mögliche Polypen oder Tumore kann er dabei identifizieren. Wenn Blutbild, Harnuntersuchung und Abdomenultraschall zu keinem Ergebnis führen, kann schlussendlich eine Kolonoskopie mit Biopsieentnahmen Aufschluss über den Zustand der Darmschleimhaut geben.

Was können Sie tun?

Wenn Sie sicher sind, dass Ihr Hund nicht an einer chronischen Kolitis leidet und die Krankheit nicht regelmäßig auftritt, dann können Sie mit der Verabreichung einer angemessenen Schonkost seine Darmgesundheit unterstützen und die Entzündung vielleicht auch ohne die Gabe von Medikamenten erfolgreich bekämpfen. Auch der Tierarzt wird vermutlich zu einer Futterumstellung raten, bevor weitere Untersuchungen und Medikationen durchgeführt werden.

Eine Fütterung, welche die Darmtätigkeit bei einer Entzündung effektiv unterstützt, besteht aus hochverdaulichen Futtermitteln und der Gabe von Psyllium, besser bekannt als Flohsamenschalen. Diese bestehen zu 85 Prozent aus unverdaulichen Faserstoffen, die den Verdauungsprozess unbeschadet bis in den Dickdarm überstehen und dort regulierend auf die Darmtätigkeit wirken.

Dank ihrer quellenden Eigenschaften sorgen sie dafür, dass der Kot länger im Darm verweilt, wodurch das Stuhlvolumen zunimmt und der Druck auf die Darmwände steigt. Das wiederum regt die Peristaltik, die Bewegung im Darm an. Zudem gelten die Fasern als schleimbildend und entzündungshemmend. Die Schonkost sollte über einen Zeitraum von mindestens vier bis sechs Wochen verabreicht werden.

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Die Fütterung

Wichtiger Bestandteil dieser Diät ist eine leichtverdauliche Proteinquelle, beispielsweise gekochtes Hühnerfleisch, mageres Lamm oder Putenfleisch. Das Kochwasser kann als Flüssigkeit statt Wasser gegeben werden. Normalerweise wird der Hund es gerne annehmen und aufgrund des Durchfalls eignet es sich ideal, um den Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen. Karotten, Leinsamen oder ein mit Schale abgeriebener Apfel dienen als gute Ballaststoffquellen, die ebenfalls die Darmtätigkeit aktivieren.

Um den Darm nicht zu überlasten, sollten anstatt einer oder zwei großer Mahlzeiten, lieber mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag angeboten werden. Und der Zugang zu Wasserpfützen und ungeeigneter Nahrung ist nach Möglichkeit zu verhindern.

Wahl des richtigen Hundefutters bei Kolitis

Die Futterwahl bei Kolitis ist entscheidend / © Chalabala – depositphotos.com

Eine Schonkost sollte nur solange gefüttert werden, bis die Probleme beseitigt sind. Ansonsten kann es auf Dauer zu Mangelerscheinungen kommen, da die Fütterung mit Schonkost nicht alle Nährstoffe enthält, die der Hund benötigt. Ein Blick auf unsere Tests verschiedener Hundefutter kann Ihnen bei der Wahl eines geeigneten Hundefutters weiterhelfen.

Wenn die Schonkost keine Linderung bringt oder die Kolitis chronisch wird, sind weitere Untersuchungen und eine medikamentöse Behandlung unumgänglich. Abführmittel und Spülungen schaffen in vielen Fällen bereits Abhilfe. Medikamente sollten zwei bis vier Wochen über das Abklingen der Symptome hinaus gegeben werden. Nur in hartnäckigen Fällen ist ein chirurgischer Eingriff notwendig.

Im Zweifel Hilfe holen

Sehr häufig ist die Aufnahme von unverträglicher Nahrung der Grund für den Durchfall und es besteht kein Grund zur Sorge. Bei guter Behandlung erholt sich ein Hund schon nach zwei bis vier Tagen vollständig. Sollte jedoch nach drei Tagen noch keine Besserung eintreten, ist der Gang zum Tierarzt ratsam. Ebenso wenn es sich um einen Welpen oder ein sehr altes Tier handelt, der Durchfall blutig ist, oder Ihr Hund sehr unruhig und teilnahmslos wirkt.

Leider können unsere Tiere uns nicht in Worten sagen, was sie bedrückt. Doch als Hundehalter haben Sie ein feines Gespür für die Stimmung Ihres Schützlings und werden es merken, sobald medizinische Hilfe nötig ist. Im Zweifelsfall ist es nie verkehrt, um Rat zu fragen.

Jeder Hund drückt sich auf seine eigene, unverkennbare Art aus. Woran merken Sie sofort, dass Ihrem Liebling etwas Bauchweh bereitet?

2 Erfahrungsberichte
  1. Meine Dackelmixdame hat sicherlich auch dieses Problem und es wurde super erklärt in dem Artikel. Sie wacht oft morgens auf und der Darm fängt an zu quietschen. Dann versuche ich sie sofort zu füttern und es geht ihr besser. Ich gebe ihr Heilmoor und jetzt auch Flohsamenschalen zum Futter. Es hat sich schon merklich gebessert aber geht nie ganz weg. Vor zwei Tagen kam dann wieder wie aus dem Nix der schleimige Kot.

  2. Ein toller Artikel zum Thema Kolitis beim Hund. Leider leidet unsere Dackel-Dame ebenfalls unter einer Dichdarmentzündung. Sie verzieht sich immer in eine Ecke, wenn es ihr nicht gut geht. So haben wir auch gemerkt, dass etwas nicht stimmt und sind mit ihr vergangenen Winter zum Tierarzt gefahren. Wir haben jedoch Glück im Unglück gehabt und es handelt sich wohl um keine chronische Erkrankung. Mit einem Futterwechsel auf Schonkost für drei Wochen und anschließendem Wechsel auf ein gutes Nassfutter bekommen wir die Probleme derzeit ganz gut in den Griff. Auch der schleimige Kot hat sich gebessert.

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