Jeder möchte das beste Futter für seinen Hund finden, doch die Werbeversprechen der zahlreichen Hersteller wirken schnell überfordernd. Um eine bessere Vergleichbarkeit der verschiedenen Produkte zu ermöglichen, ist die Angabe der analytischen Bestandteile auf der Futterpackung verpflichtend. Doch was bedeuten eigentlich Rohprotein, Rohasche und Co.?
Die Futtermittel-Analyse
Jedes Futtermittel besteht aus verschiedenen organischen und anorganischen Stoffen. Diese werden im Rahmen der weltweit durchgeführten Weender-Futtermittelanalyse in Nährstoffgruppen erfasst und verpflichtend deklariert. Es werden folgende Gruppen unterschieden:
☞ Rohwasser / Feuchtigkeit (Angabe nur bei > 14 %)
☞ Rohprotein
☞ Rohfett
☞ Rohfaser
☞ Rohasche
Die Werte werden durch chemische Verfahren ermittelt, bei den Angaben handelt es sich immer um den Mindestgehalt. Der Wortteil „Roh-“ hat hierbei nichts mit der Qualität oder dem Gargrad zu tun, sondern bezieht sich auf die Nährstoffgruppen als Rohstoffe.
Eine nichtverpflichtende Angabe stellt der rechnerisch ermittelte NfE-Wert (stickstofffreie Extraktionsstoffe) dar, der als Kohlenhydratgehalt zu verstehen ist.
Rohwasser / Feuchtigkeit
Das Futtermittel wird bei 103°C vollständig getrocknet und der Gewichtsverlust gemessen. Rohwasser bezeichnet den Gehalt an Wasser und sonstigen flüchtigen Stoffen. Die Angabe ist erst ab einem Feuchtigkeitsgehalt über 14 % verpflichtend, auf Trockenfuttern fehlt der Wert daher im Regelfall. Die nach der Trocknung übrigbleibende Masse wird als Trockensubstanz bezeichnet.
Rohprotein
Proteine enthalten etwa 16 % Stickstoff (N). In der Kategorie Rohprotein werden alle im Futtermittel befindlichen stickstoffhaltigen Verbindungen zusammengefasst. Außer Reinprotein fallen darunter auch freie Aminosäuren (Eiweiß-Bausteine), Peptide (kurze Aminosäureketten) und andere nicht-eiweißartige Stoffe (Alkaloide, Amide). Der Wert ist rein quantitativ zu betrachten und gibt keinerlei Aufschluss über die Qualität und Verdaulichkeit der enthaltenen Proteine.
Rohfett
Rohfett bezeichnet alle fettlöslichen Bestandteile des Futtermittels. Darunter fallen reine Fette (Triglyceride), Lipoide, Wachse, freie Fettsäuren und fettlösliche Vitamine. Eine Unterscheidung zwischen pflanzlichen und tierischen Fetten oder gesättigten und ungesättigten Fettsäuren wird dabei nicht vorgenommen.
Rohfaser
Bei der Rohfaser handelt es sich um unlösliche Futterbestandteile. Diese umfassen im Wesentlichen unverdauliche pflanzliche Zellwandbestandteile wie Zellulose, Hemizellulose und Lignin. In der Alltagssprache werden sie als Ballaststoffe bezeichnet und wirken unterstützend auf die Darmtätigkeit, in zu großer Menge wird jedoch die Aufnahme anderer Nährstoffe herabgesetzt.
Rohasche
Zur Ermittlung der Rohasche wird das Futtermittel bei 550°C verbrannt. Übrig bleiben dabei die anorganischen Bestandteile, also die enthaltenen Mineralstoffe und Silikate (Sand). Die Rohasche umfasst also lebensnotwendige Mengen- und Spurenelemente wie Kalzium, Phosphor, Magnesium und Eisen. Einzelne Mineralstoffe werden unter den analytischen Bestandteilen häufig noch genauer aufgeschlüsselt.
NfE (stickstofffreie Extraktionsstoffe)
Unter stickstofffreien Extraktionsstoffen versteht man leicht verdauliche Kohlenhydrate wie Stärke, Zucker und lösliche Zellwandbestandteile. Im Gegensatz zu den anderen Werten ist die Angabe der NfE freiwillig und wird rein rechnerisch ermittelt. Sollte die Auskunft auf einem Futtermittel fehlen, kann sie wie folgt ermittelt werden: NfE = 100 % – (Feuchtigkeit + Rohprotein + Rohfett + Rohfaser + Rohasche)
Deklarationen verstehen
Die analytischen Bestandteile ermöglichen zwar eine gewisse Vergleichbarkeit verschiedener Futtermittel, jedoch ersetzten sie nicht den Blick auf die Zusammensetzung. Erst hier wird die Qualität des Futters deutlich. Wer hochwertige Zutaten verwendet, zeigt diese auch offen und transparent auf dem Label. Wer dagegen etwas zu verbergen hat, wird eher auf unspezifische Oberbegriffe zurückgreifen. Was sich tatsächlich hinter tierischen Nebenerzeugnissen und pflanzlichen Nebenerzeugnissen versteckt, haben wir bereits in zwei Ratgeberartikeln beleuchtet.
Beispielbild geschlossene vs. offene Deklaration?
Eine transparente Deklaration der Fleischzutaten kann zum Beispiel wie folgt aussehen: 40 % Huhn (35 % Fleisch, 25 % Mägen, 20 % Hälse, 20 % Leber), 30 % Rind (60 % Pansen, 40 % Fleisch). Der Fleischgehalt in dieser Beispielssorte würde somit 70% betragen, zusammengesetzt aus 40% Huhn und 30 % Rind. Auch die verwendeten tierischen Nebenerzeugnisse werden offen deklariert und gar mit prozentualen Mengenangaben versehen. Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass sich die Angaben innerhalb einer Klammer immer auf die vorherige Zutat beziehen. Beim vorliegenden Beispiel wären also 35 % von 40 % Huhn reines Muskelfleisch vom Huhn. Demnach wären 14 % (Rechnung: 0,35×0,40=0,14) des gesamten Doseninhalts reines Fleisch vom Huhn.
Die Auflistung der Zutaten erfolgt immer in absteigender Menge ausgehend von der Frischmasse. Das ist bei Trockenfuttern wichtig zu wissen, da so die Anteile im Endprodukt von den Angaben auf dem Futtersack abweichen können. Fleisch besteht größtenteils (60 – 75 %) aus Wasser, Getreide dahingegen enthält kaum Feuchtigkeit (12-14 %). Nach der Trocknung bleibt vom Fleisch also nur etwa 1/3 übrig, wohingegen das Getreide nur wenig an Gewicht verloren und damit im Anteil zugenommen hat.
Proteine sind der Baustoff des Hundekörpers, insbesondere hier ist daher eine hohe Qualität gefragt. Hochwertige Eiweiße, wie etwa in Muskelfleisch, haben eine hohe Verdaulichkeit und bringen möglichst viele verschiedene Aminosäuren mit, die der Körper für die Herstellung neuer Proteine benötigt. Sehr bindegewebshaltige Teilstücke oder Hautanhangsgebilde, welche für Gewöhnlich als tierische Nebenerzeugnisse eingesetzt werden, liefern zwar nachweisbares Rohprotein, dieses ist jedoch nur schwer bis kaum verdaulich, deckt den Aminosäurenbedarf nicht ab und belastet den Verdauungstrakt. Achte daher auf die Verwendung von hochwertigem Muskelfleisch und lass dich von hohen Rohproteingehalten nicht täuschen.
Selbstverständlich haben auch künstliche Zusätze wie Konservierungs- und Farbstoffe oder Geruchs- und Geschmacksverstärker nichts in einer hochwertigen Hundenahrung zu suchen. In der Zutatenliste sollten daher keine E-Nummern zu finden sein. Auch Zucker oder Karamell wird gerne für eine ansprechende Farbe des Futters eingesetzt, ist für den Hund jedoch nicht gesund.
Fazit zu den analytischen Bestandteilen im Hundefutter
Durch die verpflichtende Angabe der analytischen Bestandteile von Futtermitteln wird den Verbrauchern eine gewisse Vergleichbarkeit verschiedener Produkte ermöglicht. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass es sich um rein quantitative Angaben handelt, die keinerlei Hinweis zur Qualität der verwendeten Rohstoffe liefern. Auch die Zusammenfassung in Nährstoffgruppen schmälert die Aussagekraft der einzelnen Werte etwas.
Wir empfehlen daher immer auch die Zutatenliste genauer zu betrachten und dabei auf eine schlüssige, offene Deklaration zu achten. In unserem Hundefutter Test haben wir bereits verschiedene Trocken- & Nassfutter genauer unter die Lupe genommen und unsere Ergebnisse für dich zusammengefasst.