Niereninsuffizienz beim Hund: was tun wenn die Niere versagt

Die Nieren sind die Putzkolonne im Hundekörper. Sie filtern harnpflichtige Stoffe und Wasser aus dem Blut und leiten die Abfallstoffe mit dem daraus erzeugten Urin aus dem Kreislaufsystem. Sie regulieren außerdem den Wasser-, Säure-Basen- und Elektrolyt-Haushalt sowie den Blutdruck und die Bildung von roten Blutkörperchen. Und zu alledem sind sie auch noch für die Ausschüttung vieler wichtiger Hormone zuständig.
Hund zur Untersuchung beim Tierarzt

Gesundheits-Check beim Tierarzt / © Syda_Productions – depositphotos.com

Dies alles sind lebenswichtige Funktionen. Da überrascht es nicht, dass bei einer Beeinträchtigung der Nieren, sofort die Alarmglocken schrillen. Chronische Niereninsuffizienz ist bei älteren Hunden eine der häufigsten Todesursachen. Die Auswirkungen eines akuten Verlaufs dagegen sind meist völlig umkehrbar. Was ist also zu tun wenn die Niere versagt?

Was ist eine Niereninsuffizienz?

Die Nieren sind dicht besiedelt von den sogenannten Nephronen oder Nierenkörperchen. 180.000 bis 400.000 von ihnen sind in jeder Niere zu finden. Ihre Aufgabe ist es, Giftstoffe aus dem Blut zu filtern. Zu unserem Glück sind die Nieren hart im Nehmen und arbeiten mit aller Kraft bis nichts mehr geht. Leider sind dadurch aber zu Beginn der Krankheit keine Symptome feststellbar. Die gesunden Nierenkörperchen können ihre Leistung um das Dreifache steigern, sodass sie das erkrankte Gewebe vollständig ersetzen. Erst wenn 66 bis 75 % der Nephronen versagen, lässt die Filterkraft so stark nach, dass Giftstoffe sich im Körper ansammeln – zu diesem Zeitpunkt ist Niereninsuffizienz deutlich sichtbar.

Akuter und chronischer Verlauf

Bei einer akuten Niereninsuffizienz nimmt die Funktion der Nephronen sehr schnell ab, bis zum kompletten Nierenversagen. Es handelt sich hierbei um einen medizinischen Notfall der innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen behandelt werden muss. Sehr oft sind die Folgen aber komplett reversibel.

Eine chronische Niereninsuffizienz (CNI) verläuft über einen längeren Zeitraum und ist unumkehrbar. Nach und nach stirbt das Nierengewebe ab und die Funktion wird nachhaltig geschädigt. Die Krankheit wird in mehrere Stadien eingeteilt. Die ersten Stadien verlaufen völlig ohne Symptome, aufgrund der Kompensation durch das noch intakte Nierengewebe. Feststellbar ist die CNI in dieser Phase nur über einen Bluttest. Harnpflichtige Substanzen wie Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin im Blut sind ein Hinweis auf eingeschränkte Nierenfunktion. Durch den längeren Verlauf der Krankheit sind außer der Filterfunktion auch die anderen Aufgabenbereiche der Nieren betroffen. Die Hormon- und Blutbildung wird stark beeinträchtigt. Darunter leiden Knochenstoffwechsel, Blutgerinnung, Blutdruck sowie Vitamin- und Hormonhaushalt.

Die Symptome einer Niereninsuffizienz beim Hund sind eher unspezifisch. Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit, häufiges Erbrechen, Gewichtsverlust und mattes Fell – Symptome, die auf viele Krankheiten hinweisen können. Signifikanter sind die Schmerzen beim Abtasten der Nieren sowie vermehrter Durst und Harnabsatz. Im späteren Stadium einer chronischen Niereninsuffizienz können außerdem Anämie und Mundgeruch nach Urin hinzukommen. Ein erstes Indiz für eine beginnende Niereninsuffizienz kann vermehrte Schaumbildung beim Wasserlassen sein.

Ursachen

Das Alter spielt offensichtlich eine Rolle, da ältere Hunde vermehrt an einer Niereninsuffizienz leiden. Doch auch junge Hunde bestimmter Rassen sind leichter anfällig für die Krankheit. Zu den am häufigsten betroffenen Hunderassen zählen:

Grundsätzlich gibt es drei mögliche Quellen für die Entstehung einer Niereninsuffizienz – Prärenale, renale und postrenale Faktoren. Das bedeutet außerhalb der Harnwege (prärenal), in den Nieren selbst (renal) oder in den ableitenden Harnwegen (postrenal). Es ist wichtig die Herkunft der Ursache festzustellen, denn daraus ergibt sich die Behandlung.

Prärenale Faktoren sind nicht in den Ausscheidungsorganen zu finden. Sie können stattdessen durch Blutdruckabfall (durch starke Blutungen, Hitzschlag oder Schock), verringertes Blutvolumen (durch Unterkühlung, Verbrennungen oder Begleiterscheinungen von Magen-Darm-Erkrankungen), Blutvergiftung oder entzündliche Prozesse entstanden sein.

Renale Faktoren betreffen die Niere selbst. Das Nierengewebe wird zerstört und kann seine Funktion nicht mehr ausführen. Aufgrund von akuter Nierenentzündung, zum Beispiel infolge einer Leptospirose oder anderen bakteriellen und viralen Infekten, oder exogenen und endogenen Toxinen.
Exogene Toxine sind beispielsweise Schwermetalle, bestimmte Medikamente, giftige Pflanzen oder eine Überdosis Vitamin D. Körpereigene Toxine können bei anderen Erkrankungen entstehen. Zum Beispiel bei Darmverschluss, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Lebererkrankungen und vielem mehr.

Postrenale Faktoren werden durch einen Rückstau von Urin in den Harnwegen verursacht. Ein Grund können Harnsteine sein, aber auch Gewebewucherungen wie Tumore oder Abszesse in den Harnwegen. Auch eine Blasenlähmung oder eine vergrößerte Prostata bei Rüden kann den Rückstau auslösen. Außerdem kann infolge eines Unfalls die Blase verletzt werden oder anderweitig ein Riss in den Harnwegen entstehen und die Ausscheidung stören.

Bei chronischem Verlauf ist es nahezu unmöglich die Ursache noch festzustellen weil die Krankheit normalerweise sehr spät entdeckt wird und das Nierengewebe bereits vernarbt ist. Oft ist es auch keine der zuvor genannten Ursachen, sondern eine angeborene Nierenerkrankung.

Behandlung und Nierendiät

Bei akuter Niereninsuffizienz wird der Hund sofort stationär aufgenommen und intensivmedizinisch versorgt. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Sind beispielsweise Toxine verantwortlich, werden Maßnahmen zur Entgiftung getroffen. Jetzt gilt es, den Hund am Leben zu erhalten und zu unterstützen, bis die Nieren sich erholt haben.

Eine chronische Niereninsuffizienz ist leider nicht heilbar. Man kann nur versuchen den Verlauf so gut wie möglich zu verlangsamen, indem man das Nierengewebe schont. Spezielle Nierendiäten sind darauf ausgerichtet die Nieren so wenig wie möglich mit bestimmten Stoffwechselprodukten zu belasten. So enthält eine salzarme Nierendiät beispielsweise sehr wenig Eiweiß mit möglichst hoher biologischer Wertigkeit, sodass bei der Verwertung möglichst wenig stickstoffhaltige Stoffwechselprodukte entstehen, welche die Nieren filtern müssen. Pflanzliches Eiweiß ist eher ungeeignet. Das Futter muss möglichst wenig schadstoffbelastet sein. Vermeiden Sie also Hundefutter, das Konservierungsstoffe, Farbstoffe oder sonstige unnötigen Füllstoffe beinhaltet und achten Sie auf eine schonende Verarbeitung der Inhaltsstoffe. Ideal ist daher Futter in Bioqualität.

Bei einem Hund mit Niereninsuffizienz ist Stress unbedingt zu vermeiden. Denn er kann den Gesundheitszustand des Hundes stark beeinträchtigen und akute Krankheitsschübe verursachen.

Folgeerkrankungen einer chronischen Niereninsuffizienz

Probleme im Knochenstoffwechsel sind keine Seltenheit bei Hunden mit chronischer Niereninsuffizienz. Wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten, steigt der Phosphatspiegel im Blut und der Blutspiegel sinkt. Zudem nimmt der Darm nicht mehr genügend Kalzium auf. Durch den hohen Phosphatspiegel wird Parathormon ins Blut abgegeben, woraufhin die Knochen Kalzium und Phosphat freisetzen. Darunter leidet der Knochen und die überschüssigen Mineralien werden in Gewebe und Weichteilen als Kalziumphosphat gespeichert. Das wiederum löst neue Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus.

Um diesen Teufelskreis zu verlangsamen, muss eine Nierendiät unbedingt mineralstoffarm sein. Das heißt wenig Natrium, Kalium, Magnesium und Phosphat. Denn die Nieren sind nicht mehr in der Lage diese Stoffe zu filtern.

Ein von den Nieren erzeugtes Hormon, Erythropoetin, ist maßgeblich verantwortlich für die Bildung von roten Blutkörperchen. Bei einer kranken Niere lässt die Produktion nach und eine Anämie ist die Folge. Deshalb sind betroffene Hunde meist matt und kraftlos.

Vorbeugung ist die beste Heilung

Da eine CNI meist erst spät erkannt wird, kommt der Vorsorge große Bedeutung zu. Je früher die Therapie beginnt, desto besser und längerfristiger können Sie die Nierenfunktion unterstützen. Bei älteren Hunden sollten Sie vom Tierarzt einmal im Jahr einen Nieren-Check durchführen lassen. Dafür wäre es ratsam, zuvor den Kreatininwert Ihres Hundes bestimmen zu lassen. Dieser ist nämlich bei jedem Hund anders und dient als Referenzwert für die späteren Checks. Damit kann der Tierarzt feststellen, ob die Nieren so arbeiten wie sie sollen. Den Kreatininwert können Sie ab 4 Jahren bestimmen lassen.

Viele Tierärzte bieten auch schon „Senioren-Checks“ an. Hier wird neben dem Allgemeinzustand des Hundes besonders nach Anzeichen für typische Alters-Krankheiten wie Arthrose und auch Niereninsuffizienz geschaut.

Wir Menschen neigen oft dazu, zu denken, dass Tiere, als Teil der Natur, von sich alleine gesund bis ins hohe Alter leben und nicht an solchen „Wehwehchen“ leiden wie wir – meist aufgrund unseres Lebenswandels selbst verursacht. Doch Fakt ist, auch bei noch so guter Haltung, Fütterung und harmonischem Zusammenleben können Krankheiten entstehen. Und erkennt man sie früh, stehen bei angemessener Behandlung die Chancen für ein längeres Leben ohne große Beschwerden sehr gut.

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